[pd‑f/hdk] Die Verkaufszahlen von E‑Bikes explodieren – knapp ein Viertel der 2018 in Deutschland verkauften Fahrräder hat einen Motor. Doch interessanterweise sind die Vorurteile gegen E‑Bikes noch immer groß. Die Argumente lauten etwa „Das ist doch kein Radfahren mehr“ und „Hach, wenn ich mal alt bin“. Oft kommen sie von Menschen, die noch nie ein E‑Bike Probe fuhren. Der pressedienst-fahrrad hat Radfahrern zugehört, die Erfahrungen gesammelt haben. Hier ihre zehn wichtigsten Argumente.
1. Das E‑Bike fährt ja nicht von allein
Das am weitesten verbreitete (ca. 99 %) E‑Bike ist das Pedelec: Man muss pedalieren, damit der Motor unterstützt. „Das E‑Bike ist kein E‑Mofa, sondern ein echter Hybrid. Man fährt das E‑Bike also mit weniger Anstrengung im selben Tempo wie ein Fahrrad oder mit derselben Anstrengung und höherem Tempo“, erklärt Anja Knaus vom schweizerischen Hersteller Flyer. Wobei das Durchschnittstempo der E‑Bikes nur etwa 2,5 km/h höher liegt als das des Fahrrads. „Mit dem E‑Bike erlebe ich meine Umwelt mit den gleichen Sinneseindrücken wie mit dem herkömmlichen Rad. Je nach Unterstützungsstufe kann ich das sogar länger haben“, so Knaus weiter.
2. Mehr Menschen fahren mehr Rad durch das E‑Bike
Ein E‑Bike fühlt sich an wie sehr fitte Beine – das macht einfach Lust aufs Pedalieren. „Mit einem E‑Bike verschiebt sich der
Grundgedanke bei manchen Radfahrern von ‚Irgendwohin fahren müssen‘ zu ‚Wo könnte ich denn mal noch hinradeln?‘“, berichtet Volker Dohrmann vom Hamburger Hersteller
Stevens.
Zudem fährt man mit einem neuen Rad erfahrungsgemäß lieber und öfter als mit einem alten und behäbigen Drahtesel. Die stark gestiegenen Verkaufszahlen der letzten fünf oder sechs Jahre summieren
sich zu einer großen Anzahl von Öfterfahrern.
3. Das E‑Bike erhöht den Aktionsradius von Radfahrern
Ob als Pendlerfahrzeug, als Sportgerät oder als Familientransporter: Das E‑Bike macht Ziele schneller und bequemer erreichbar. Daraus resultiert auch, dass E‑Radler im Schnitt deutlich weitere Strecken zurücklegen als unmotorisierte Radfahrer (E‑Bike: 8 Kilometer pro Tag, Fahrrad: 5,3 Kilometer pro Tag, lt. PASTA-Studie). „Wir sind uns sicher, dass da noch eine Menge Luft nach oben ist“, erklärt Heiko Müller vom Hersteller Riese & Müller. „Wenn der öffentliche Raum entsprechend dem erkennbaren Potenzial umgestaltet wird, werden beide Nutzungskennziffern steigen, zum Wohle der Gesellschaft.“
4. E‑Bikes und Fahrräder sind wichtige Bausteine der Verkehrswende
Jedes genutzte Rad oder E‑Bike in der Stadt bedeutet für die anderen Verkehrsteilnehmer: „Weniger überfüllte Städte, weniger Staus, bessere Luft und Bewegungsfreiheit für jeden“, ist Christian Witscher von Winora überzeugt. Für Fußgänger ist jeder Radfahrer mehr ein potenzielles Auto weniger, das immerhin die größte Gefahrenquelle im Straßenverkehr ist. Und dann reden wir noch vom stehenden Verkehr:
5. Das E‑Bike hat noch immer denselben geringen Flächenverbrauch des Bio-Fahrrades
„Auf der Fläche eines Autos können ganz bequem acht Fahrräder stehen. Das muss man eigentlich nicht ausführen, oder?“, fragt Andreas Hombach vom Stadtmöblierer WSM. Schneller, entspannter und schlauer vorankommen und dabei nicht mehr Platz verbrauchen als jeder andere Radfahrer! Okay, die immer beliebter werdenden Transporträder brauchen etwas mehr Platz – eine gut funktionierende Radverkehrsinfrastruktur bietet aber auch ihnen den nötigen Raum.
6. E‑Biken erfordert in urbaner Anwendung kaum andere Fahrtechnik
Da das E‑Bike beim Treten unterstützt, ist das Fahren mit den Rädern (zumindest jüngerer Baujahre) absolut intuitiv. „Etwaig anderes Kurvenverhalten durch höheres Gewicht oder leicht längere Bremswege sind versierten Fahrern im Handumdrehen vertraut“, weiß Matthias Rückerl von Haibike. Vorausgesetzt natürlich, man ist den modernen Stand der Bremsen, Schaltung und Federung gewohnt. Ein wichtiger Grund dafür ist auch:
7. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist nur marginal höher
Unterm Strich sind E‑Bikes gerade einmal 2,5 km/h schneller unterwegs als Räder ohne Motor. Der Tempounterschied zwischen Fahrrad und E‑Bike ist also geringer als die Tempodifferenz der heterogenen Gruppe der Radfahrer.
8. Das E‑Bike lässt die Radbranche und den Verkehr (er)wachsen
Das E‑Bike hat der Fahrradindustrie einen systemischen Evolutionsschub beschert. Nicht nur müssen Hersteller unter dem thematischen Dach der Maschinenrichtlinie für E‑Bikes ganz andere Fertigungsprotokolle beachten – durch den deutlich höheren finanziellen Aufwand bekamen Qualitätsmanagement und internes Controlling einen zentraleren Stellenwert. Davon profitiert natürlich auch die Herstellungsgüte der unmotorisierten Räder.
9. E‑Bike-fahren ist gesünder als Radfahren
Nur noch Uninformierte halten dem E‑Rad vor, es sei ein Vehikel der Faulheit. Denn: „Selbst Sportler nutzen das E‑Bike gezielt fürs Training“, macht Jens Haug von Cannondale deutlich. Der Grund: Der Belastungsbereich beim Sport lässt sich so präzise steuern. Denn natürlich ist Bewegung grundsätzlich wichtig, aber die falsche Ertüchtigung kann auch schaden.
10. Das Beste zum Schluss: E‑Bike macht Spaß
Das Fahrrad ist der Deutschen liebstes Freizeitgefährt, denn Radfahren macht Spaß. Der Verführung des Fahrtwinds und der extrem effizienten Art der Fortbewegung kann sich kaum einer entziehen.
„Das E‑Bike nimmt, wenn man so will, dem Radfahren das Unangenehme: Berge und Gegenwind lassen sich nun per Knopfdruck entschärfen“,
beschreibt Sebastian Marten vom schweizerischen Hersteller MTB Cycletech.
Fahrradhändler Ronny Deutscher aus Leipzig erlebt das beste Argument für das E‑Bike tagtäglich: „Viele Kunden sind erst mal skeptisch. Die schicke ich ohne viele Worte auf eine Runde um den
Block. Kein einziger kommt zurück, ohne über beide Ohren zu strahlen. Das sagt doch alles, oder?“
Fazit: Rad plus E = Rad plus
Das E‑Bike hat alle Vorteile des Radfahrens und verstärkt diese zum Teil noch:
Radfahren beugt Krankheiten vor, es schont Gelenke und Rücken, es ist gut für die Psyche, es schont die Umwelt und es ist günstig – und Radler sind gerade in der Stadt immer zuerst da.
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